Auswandern - ein Abenteuer mit ungeahntem Ausmass

Nach über 2 Jahren Vorbereitungszeit sind wir, Anita, Alain und Hund Lucy, am 11. Juli 2021 in unserer neuen Heimat angekommen.  Begleitet von Alains Eltern mit Hund Caro. Unsere Tiere, verschiedene Schildkröten, verschiedene Schlangen und zwei Kröten, mussten wegen einer behördlichen Verzögerung noch in der Schweiz bleiben. Freunde haben sich um unsere Tiere gekümmert.

Unser ganzes Hab und Gut wurde einige Wochen vor unserem Umzug bereits zu unserem Haus transportiert. Wegen der zeitlich unklaren Verzögerung haben wir beschlossen vor Ort alles Nötige für die Ankunft der Tiere vorzubereiten und haben uns am 9. Juli 2021, via Ancona und  Fährüberfahrt, schweren Herzens ohne unsere Tiere, auf den Weg gemacht.


Nach 10 Tagen Vorbereitung für die Ankunft unserer Tiere und eifrigem Einräumen unserer Sachen ist Alain zurück in die Schweiz gefahren. Die letzten Papiere aus Griechenland für die Einfuhr unserer Tiere waren eingetroffen. Endlich konnte er unsere Tiere holen.
Auch der Versicherungsantrag für unser Haus wurde 4 Tage nach unserer Ankunft eingereicht.

Zwei Tage nach der Abreise von Alain hat eine Hitzewelle die Peloponnes erreicht. 

Temperaturen über 45 Grad haben uns - mir, Alains Eltern und unseren 2 Hunden - einiges abverlangt.

Am 2. August am Morgen entdeckten wir am Hügel hinter unserem Haus Rauch. Kurze Zeit später waren die ersten Flammen zu sehen... Eilig habe ich die Feuerwehr alarmiert und wir haben das Nötigste zusammengepackt. 
Schnell kam die Feuerwehr mit Flugzeugen, Helikoptern und zu Fuss in dieses unwegsame Gelände.  Und tatsächlich konnten sie das Feuer bis zur Nacht löschen und es schien alles unter Kontrolle zu sein.

In der Nacht, ich habe den Wecker stündlich gestellt, sind wieder vereinzelt kleine Feuer ausgebrochen und wurden durch die Bodentruppen der freiwillige Feuerwehr der Umgebung  gelöscht. Eine Herkulesaufgabe, da dieses felsige Gelände fast unzugänglich war und das Thermometer auch in der Nacht immer noch 36 Grad anzeigte. Tiefe Ehrfurcht vor diesen mutigen Männern erfasst mich noch Heute.

Tag 23 seit unserer Ankunft.

Bei Tagesanbruch waren keine Flammen mehr sichtbar.
Rauch stieg an verschiedenen Orten noch auf und Löschflugzeuge überflogen noch einige Male das Gelände und warfen Wasser über den Stellen ab.

Die Gefahr schien gebannt...


Um 12.30 Uhr kam starker Wind auf. Innerhalb einer Minute veränderte sich die Situation. Nie werde ich dieses Geräusch vergessen. Der Hügel hinter unserem Haus schien zu schreien. Ich rannte aus dem Haus um zu sehen, was da los ist. Eine explodierende Feuerwalze bewegte sich, angetrieben durch den starken Wind, in rasender Geschwindigkeit auf unser Haus zu. Das Schreien war das Geräusch des Feuers, welches die Vegetation zum explodieren brachte.

Einen Moment stand ich nur da, erstarrt und fassungslos. Dann wusste ich: wir müssen hier weg!

5 Minuten später sassen wir im Auto und fuhren los. Der erste Helikopter mit Wassersack war im Anflug. Mit vier Taschen und unseren Hunden fuhren wir runter zu unserem Freund ins 2 Kilometer entfernte Dorf Livadakia. Es hat keine Stunde gedauert, dann war das Feuer bereits bis nach Livadakia vorgedrungen und erneut mussten wir flüchten. Das Thermometer zeigte 47 Grad, wir waren erschöpft.

Alle Feuerflüchtlinge haben sich bei der "Taverne Nicos", direkt am wunderschönen Sandstrand, getroffen. Gewartet, gehofft, viel Wasser getrunken und uns gegenseitig Mut zugesprochen. Und wir haben erstaunt festgestellt, dass weder Löschflugzeuge noch Helikopter in der Luft waren... Später haben wir erfahren, dass wegen der vielen Brände in Griechenland alle Löschflugzeuge und Helikopter an anderen Orten im Einsatz waren und sich beim einzigen verbliebenen Löschhelikopter in unserer Gegend ein technischer Defekt ereignete.


Alsbald war klar, wir können nicht in unsere Häuser zurückkehren. Der Wind hat bewirkt, dass das Feuer ausser Kontrolle geraten ist und die Feuerwehr versuchte, mit allen, noch zur Verfügung stehenden Mitteln, die Häuser in unserer Umgebung zu retten. 

Eine Freundin hat uns eine Notunterkunft organisiert. Gemeinsam mit ihr konnten wir dort übernachten. Über den Dächern von Koroni konnten Alains Eltern und ich uns endlich etwas erholen, während das Feuer hinter uns am Berg wütete. 

Eine sorgenvolle Nacht stand uns bevor. 

Am nächsten Morgen sind Freunde von uns zu unserem Haus hochgefahren. Noch immer war es gefährlich sich in dem Gebiet aufzuhalten. Nach ca. einer Stunde standen unsere Freunde vor der Türe, die Fassungslosigkeit stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Kein Wort war nötig.

Alles was wir besessen haben war verbrannt. Wir standen vor dem Nichts.

Und trotzdem hat mich eine tiefe Dankbarkeit erfüllt.

UNSERE TIERE WAREN NOCH IN DER SCHWEIZ UND LEBTEN DESHALB NOCH!

 

Drei Tage nach dem Brand erhielten wir von der Versicherungsagentur einen Anruf.
Unser Antrag sei bewilligt und wir können das Haus bei ihnen versichern...
...leider zu spät für uns.